Der EW I - Speisewagen SBB WR 50 85 88-33 700-8, ex WR 50 85 88-33 615-8, ex WR 10133, der SBB Historic (Depot Erstfeld), am 02 August 2019 im Bahnhof Göschenen, im Zugverband eines Sonderzuges mit Gotthard Krokodil Ce 6/8 II 14253.
Der Wagen wurde 1958 von der SWS Schweizerische Wagons- und Aufzügefabrik AG Schlieren-Zürich gebaut und als Dr4ü 10133 an die SBB geliefert.
Weiterer Lebenslauf dieses Wagens:
1963 Umzeichnung zu WR 10133
1968 UIC-Umnummerierung WR 50 85 88-33 122-5
1978 Umbau zum Selbstbedienungswagen WR 50 85 88-33 616-6
1989 Umbau zu "Chäs-Express" WR 50 85 88-33 700-8 (aktuelle Beschriftung, aber nicht Lackierung)
Die SBB führte Anfang der 1990er Jahren den "Chäs Express" ein, eine kleine Flotte von Speisewagen von Käsewagen, die extra für das Servieren von Käsefondue ausgestattet waren. Sie erhielten eine "Käseblock"-Lackierung, um sie von normalen Speisewagen zu unterscheiden. Dieser Wagen trägt zwar die WR 50 85 88-33 700-8 des „Chäs-Express“, ist aber in der Lackierung der 1960er. Eigentümer des Wagens ist heute die SBB Historic.
Informationen zur Fahrzeugfamilie/Fahrzeugserie:
Nach den Erfahrungen mit den Leichtstahlwagen der Typen 1937 und 1953 strebte die SBB neue Einheitswagen an. Die von SIG Neuhausen und SWS Schlieren vorgeschlagene Lösung setzte sich durch, erste Prototypen standen 1956 bereit. Im Unterschied zu den bisherigen Leichtstahlwagen wurden die Eingangsplattformen über den Drehgestellen angeordnet. Der Einstieg wurde dadurch an Perrons in Kurven erleichtert und es entstand ein einziger größer Fahrgastraum, meist durch eine Glastrennwand mit Schwenktüre unterteilt. Die ersten Einheitswagen trugen die Bezeichnung EW I. Bei den Hauptrevisionen in den 1970er Jahren wurden die Faltenbälge an den Wagenübergängen durch Gummiwülste ersetzt und die Wagenkästen an beiden Enden etwas verlängert. Zudem erhielten die Wagen bei diesen Umbauten an beiden Stirnseiten je zwei rote Zugschlussleuchten.
Den EW I folgten in späteren Jahren Weiterentwicklungen mit den Bezeichnungen EW II, EW III und EW IV.
Zwischen 1958-1961 nahm die SBB zehn EW I - Speisewagen mit den Nummern WR 10127-10136 in Betrieb (88-33 119–122 / 510–512 / 610–612). Ab 1975 wurden sieben der zehn EW I - Speisewagen für Selbstbedienung umgebaut (WR 88-33 610–616). 1989, 1991 und 1993 wurden drei Wagen zu „Chäs-Express“-Wagen umgebaut, darunter der vorliegende Wagen 88-33 700 im Jahre 1989.
TECHNISCHE DATEN (Speisewagen):
Spurweite: 1.435 mm (Normalspur)
Anzahl Achsen: 4 in 2 Drehgestellen
Länge über Puffer: 23.500 mm
Länge Wagenkasten: 23.200 mm
Drehzapfenabstand: 16.900 mm
Achsabstand im Drehgestell: 2.700 mm
Laufraddurchmesser: 910 mm (neu)
Drehgestelltyp: SWS (mit Schraubenfedern)
Breite: 2.920 mm
Höhe: 4.500 mm
Wagenbodenhöhe: 1.100 mm
Höchstgeschwindigkeit: 140 km/h
Eigengewicht: 39 t
Bremse: Oerlikon O-R 49t (P39t)
Sitzplätze: 30
Die EW I 1. und 2. Klasse Wagen haben etwas andere Längen-Abmessungen
Ausstattung:
Layout des Innenraums: Speiseraum mit fest eingebauten Tischen und Sitzbänken. Mittelgang mit 2:1-Bestuhlung.
Toilette: Nein
Innenbeleuchtung: Leuchtstoffröhren
Heizung: Elektrisch (1.000V)
Klimaanlage: Nein
Kundeninformationsystem: Lautsprecheranlage für Durchsagen
Sonstige Einrichtungen: Musikanlage, Kühlanlage, Tiefkühler, 2 Rechaudplatten, Kaffeemaschine, 2 Mikrowellengeräte, Umluftbackofen, Geschirrspüler, 1 Raclette-Steckdose pro Tisch
Die Einheitswagen EW I:
Ausziehbare Abteiltische, gepolsterte Sitzbänke in der 2. Klasse, verglaste Trennwände zwischen Raucher- und Nichtraucherabteilen, verstellbare «Fauteuils» (Sitze) in der 1. Klasse und ein geräumig wirkender Fahrgastsaal: So lesen sich ein paar der Eigenschaften des Einheitswagen I (EW I), der während drei Jahrzehnten das Rückgrat des SBB-Fuhrparks war. Eingesetzt wurden die im damals typischen SBB dunkelgrün gehaltenen Wagen im Fern- und Regionalverkehr nach dem Motto: Gleicher Komfort für alle, auf kurzen und langen Strecken.
Entstanden sind die EW I aus einem Ideenwettbewerb unter Schweizer Rollmaterialherstellern. Hergestellt wurden sie dann zwischen 1956 und 1967 von einem Konsortium der Industriegesellschaft Neuhausen (SIG) und der Schweizerischen Wagons- und Aufzügefabrik AG Schlieren (SWS). 1.208 Wagen wurden insgesamt gebaut, 1.028 Stück davon für die 2. Klasse. In vielerlei Hinsicht war der EW I damals zukunftweisend: Die Einstiege etwa waren über dem Drehgestell und nicht mehr in der Mitte angeordnet, die WCs an den Wagen-Enden. Neben den Personenwagen beschaffte die SBB auch zahlreiche EW I als Steuer- und Speisewagen, sowie Gepäck- und Postwagen. Die Gepäckwagen verfügten über eine eingebaute Gefängniszelle, die bis Anfang der 2000er Jahre für den Transport von Gefangenen genutzt wurde. Daneben gab es den EW I aber auch als Salonwagen für Staatsbesuche und politische Feierlichkeiten.
Alle Serien von Einheitswagen haben folgende Merkmale:
• Einstiege über den Drehgestellen, WC und Plattform am Wagenende, ein großes Passagierabteil zwischen den Einstiegen
• Großraumwagen
• Vis-à-vis-Sitzanordnung mit einem Mittelgang
• bei Ablieferung getrennte Raucher- und Nichtraucherabteile, anfänglich je 50 % (Ab Dezember 2005 wurde das Rauchen in Zügen generell verboten, und die Pendeltüren zwischen den Abteilen wurden entfernt.)
• Leichtbauweise (bis EW III)
Die Einheitswagen lösten die letzten Holzkastenwagen und die schweren Stahlwagen ab und wurden lange gemeinsam mit den Leichtstahlwagen eingesetzt. Nach Einführung des Taktfahrplans im Jahre 1982 wurden die Wagen vermehrt typenrein eingesetzt. Von den Einheitswagen gab es vier Serien (EW I bis IV).
Die Einheitswagen I sind die Nachfolger der Leichtstahlwagen und wurden zwischen 1956 und 1967 gebaut. Sie waren ursprünglich in SBB-Grün lackiert und hatten ein Gewicht von 28 bis 32 Tonnen, eine Länge von 23,7 m und eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h. Die ersten vier Einheitswagen erschienen 1956, kurz vor der Abschaffung der dritten Wagenklasse, noch als C4ü.
Damit die Einstiege über dem Drehgestell angeordnet werden konnten, mussten die Drehgestellrahmen in der Mitte gekröpft ausgeführt werden. Die Primärfederung (zwischen Rad und Drehgestellrahmen) erfolgt durch Schraubenfedern, für die Sekundärfederung (zwischen Drehgestellrahmen und Wagenkasten) kamen zwei Varianten zur Ausführung:
• Schraubenfedern nach einem Konstruktionsprinzip der SWS Schlieren; das Drehgestell wird deshalb Schlieren-Drehgestell genannt;
• Torsionsstäbe aus der Entwicklungslinie der SIG Neuhausen für die Wagen erster Klasse.
Die größte Serie bei den SBB-Personenwagen waren die 2. Klasse Einheitswagen I, von denen in zwölf Jahren 1.028 Stück gebaut wurden. Die Sitze der EW I hatten in der zweiten Klasse ursprünglich braune Kunstlederpolsterungen. Bei ihrer Hauptrevision in den 1970er-Jahren bekamen sie wie die EW II in Nichtraucherabteilen einen grünen und in Raucherabteilen einen roten Sitzbezug. Die ursprünglichen Faltenbalgübergänge wurden durch Gummiwulstübergänge und die bislang eingebaute Glühlampenbeleuchtung durch eine Beleuchtung mit Leuchtstofflampen wie in den EW II ersetzt.
Bei dem später erfolgten Umbau auf kondukteurlosen Betrieb wurden alle dazu ausgewählten Wagen auch für den Betrieb in Pendelzügen umgebaut, diese Wagen (ausser den Steuerwagen) haben eine 5 auf der achten Stelle der UIC-Nummer (z. B. 50 85 20-35 000). Bei diesem Umbau wurden auch die ursprünglich eingebauten Achsgeneratoren mitsamt Laderegler durch elektronische Batterieladegeräte ersetzt, die aus der Zugsammelschiene, früher Heizleitung genannt, versorgt werden (ee-Kennzeichen im Anschriftenfeld).
Die Senkfenster sind einteilig, einfach verglast und rahmenlos, die Scheiben werden beim Öffnen bis zur Hälfte in die Wagenseitenwand versenkt. Die Speisewagen sind mit Übersetzfenstern ausgestattet.
Die Speisewagen EW I unterschieden sich von ihren Vorgängern der Leichtstahlbauart vor allem durch das gesickte Dach und die Türen; außerdem waren sie 80 cm länger. Die Speisewagen wurden in zwei Serien beschafft, diese waren bei Auslieferung weinrot lackiert (wie hier). Die ersten sieben Wagen von 1958 wurden ab 1975 in Selbstbedienungswagen (Self-Service) umgebaut und erhielten dabei einen helleren roten Anstrich mit grauen Zierlinien. Weitere Umbauten folgten ab 1989, drei Wagen erhielten einen gelben Anstrich mit Käselöchern und wurden als Chäs-Express bezeichnet, drei weitere erhielten ein violettes Fensterband und magentafarbenes Schrägband für den Betreiber „Le Buffet Suisse“, zwei davon mit der Anschrift Calanda Land. 1961 wurden drei weitere pendelzugfähige Wagen geliefert, welche in den 1980er Jahren eine Modernisierung mit Neuanstrich in verkehrsrot und steingrau entsprechend den Speisewagen der EW IV erhielten. Ein elfter Wagen wurde 1961 aus einem ausgebrannten Leichtstahlwagen umgebaut und wurde in den 1970er Jahren wie die Selbstbedienungswagen angestrichen.
2021 nahmen die SBB die letzten Einheitswagen I aus dem Verkehr.
Quellen: SBB Historic / wikipedia / bahnonline.ch
Stand (Überarbeitung): September 2025
Armin Schwarz 13.09.2025, 2 Aufrufe, 0 Kommentare
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4 1500x1039 Px, 13.09.2025
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