Der Bahnhof Bern -
Blick zum Nordausgang des Bahnhofes. Das Parkdeck über den Bahnsteigen wird durch schlanke Rundstützen getragen. Gestalterisch wurde er weitgehend im Rohbau belassen und nur mit den nötigen Einbauten versehen.
07.03.2025
Matthias Frey 18.03.2025, 46 Aufrufe, 5 Kommentare
In der Schweiz ist man halt ganz verliebt in den Sichtbeton. Andere nennen das Brutalismus...
Der Brutalismus war ein Baustil der Moderne und bedeutet lediglich 'roher Beton.' Der Laie versteht man das Wort anders. Ich kenne unzählige Bauwerke in der Sichtbeton ein Rolle spielt und der da in meinen Augen wunderschön wirkt. Der neue Stuttgarter Hauptbahnhof wird ein architektonisches Meisterwerk aus Sichtbeton werden, unabhängig von der ganzen Problematik, die mit dem Projekt verbunden ist.
LG Matthias
Hallo Matthias,
sorry, aber Deine Meinung zum Brutalismus kann ich nicht so ganz teilen, egal ob ober- oder unterirdisch. In den letzten Jahren bin ich mehrmals in Bern umgestiegen und empfinde die Aufenthaltsqualität gleich Null, da ist man froh, wenn der Zug kommt. "Bahnhofskathedralen" wie Milano C. oder die Bahnhöfe der Düsseldorfer Wehrhahnlinie, die Du ja auch aus eigener Anschauung kennst, gefallen mir da wesentlich besser.
Gruß Horst
Hallo Horst,
da hast du mich nicht ganz verstanden, ich meinte das Sichtbeton nicht per se schlecht ist, sondern es unzählige Beispiele aktueller Architektur gibt, wo der Sichtbeton sehr schön wirkt, vorallem im Innern, wenn er nicht der Witterung ausgesetzt ist. Man denke zum Beispiel an das Mercedes-Benz Museum.
Der Bahnhof Bern hingegen wirkt eher wie eine einfache Abstellhalle für Züge ohne gestalterischen Anspruch. Das war wohl vor allem dem geschuldet, dass man oben den Platz für ein Parkdeck und ein Busbahnhof schaffen wollte, was eine Glasstahl-Konstruktion nach historischen Bahnhofsvorbildern nicht zulies.
Mit dem fotografischen Auge betrachtet bietet aber auch das triste wieder interessante Motive. Aufgrund der Dunkelheit habe ich da das Handy zur Hilfe genommen, das mit solchen Lichtverhältnissen besser zurecht kommt, leider mit Qualtiätseinbußen. Interessant fand ich die Wirkung der blauen Schilder in diesem Umfeld.
Ich könnte mir vorstellen den Bahnsteigbereich vielleicht mit einem leicht gestalteten Baldachin über den einzelnen Bahnsteigen architektonisch auszuwerten.
LG Matthias
Hallo Matthias, "brut" ist nicht mit Beton zu übersetzen sondern mit brutal, roh, unbearbeitet, ungebildet, brutto, unorganisch, unverputzt. Beim Baustil bezieht es sich meist auf unverputzten Beton, kann sich aber auch auf unverputztes Metall, Ziegel oder Stein beziehen. Der Architekturtheoretiker mag sich einen konkreten Baustil vorstellen, aber sematisch betrachtet stimmen alle obigen Adjektive. Nichts anderes macht der Brutalismus. Er vergewaltigt seine Umgebung ohne organisch ins Umfeld zu passen, eben unorganisch. Der Architekt bekommt seinen Architekturpreis, die Menschen müssen mit der Gewalt leben, die bisweilen groteske Züge annimmt, wie etwa in der Pariser Banlieu mit den brutalistischen Satellitenstädte. In Bern wird eben Gewalt auf den Fahrgast ausgeübt, etwa durch die Autos, die dem Fahrgast die Luft zum Atmen nehmen und das Licht zum Leben, man wird auf den Bahnsteig gedrückt, während man etwa in Milano Centrale in der Verkehrskatedrale Raum bekommt und Luft zum Atmen. Zementiert hat die Situation der Architekt, in Bern eben ganz besonders.
Ich glaube, nicht jeder kann mit dieser gewalttägigen, rohen Sachlichkeit umgehen. Brutalismus eben oder Brutalität...
Insofern bewundere ich schon, wie Du immer wieder die Schönheit im Detail findest. Das kann nicht jeder. Am meisten hatte mich der andere Blick auf den Bahnhof Heidelberg beeindruckt. Ich empfand ihn als einen der hässlichsten Bahnhöfe Deutschlands, während ich so häufig dort umgestiegen bin, bis Deine Bilder ihn mich mit anderen Augen sehen ließen. In Bern sehe ich gerade, es gibt auch da Grenzen. Dort wo die Architekten den Fahrgast-Bunker aufgebrochen haben, da lässt sich Formensprache finden, etwa die neuen Bahnsteige nach Westen mit der Welle zum Bahnsteig. Ich selber neige zu Horsts Sicht, deswegen hatte ich zugegebenermassen auch mit einer gewissen Böswilligkeit vom Brutalismus gesprochen... ;-)
Gruss, Olli
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