Der Triebwagen 2443 (ex 919) vom Typ M 4.65 der Städtischen Straßenbahnen München (heute Münchner Verkehrsgesellschaft - MVG) (am 16.06.2018) ausgestellt im Verkehrszentrum des Deutschen Museums in München (Theresienhöhe).
Der Großraumwagen (ein Lenkdreiachser) wurde1957 von der Waggonbaufabrik Josef Rathgeber in München gebaut, 1971 erfolgte die Modernisierung und Umzeichnung.
Die Münchener Baureihe M:
1950 begann die Tram München die Modernisierung des Wagenparks mit modernen Großraumwagen. Im Gegensatz zu anderen Betrieben wählte man statt Vierachsern Lenkdreiachser. Die ersten vier Trieb- und zwei Beiwagen wurden 1950 als Versuchsserie (4 Stück) M 1.62 von Rathgeber geliefert. Basierend auf den Erfahrungen mit den M 1, wurde 1952/53 die verbesserte Baureihe M 2.63 mit acht Trieb- und Beiwagen ausgeliefert. Die Fahrzeuge dieser Serie besaßen je drei Türen, nachdem es bei der Vorserie, die vier Türen hatte, zu Problemen kam. Der Ein- und Ausstieg folgte dem Prinzip des Fahrgastflusses. Der letztgebaute Triebwagen Typ M 2 besaß als erster das für alle weiteren M-Triebwagen „maßgebende und prägende Gesicht“ mit schräggestellter und abgerundeter Frontscheibe sowie den oberhalb des Zielschilds auf dem Dach aufgesetzten Liniennummernkasten, was zu „dem Gesicht“ der Münchner Straßenbahn nach dem Krieg wurde. 1975 schied aufgrund der Netzverkleinerung die gesamte Serie M2/m2 aus dem Liniendienst aus.
Nachdem sich die Wagen der Serie M2 im Münchner Nachkriegsverkehr sowohl betrieblich als auch technisch bewährt hatten, wurden zwischen 1953 und 1955 die Serienfahrzeuge des Typs M 3.64 mit lediglich leichten baulichen Veränderungen als Großserien von 101 Treibwagen und 93 Beiwagen beschafft.
Nachdem sich dieser Fahrzeugtyp technisch und konstruktiv von Anfang an bewährt hatte, ging man 1956 daran, eine weitere Großserie von je 98 Trieb- und Beiwagen zu bestellen. Die Triebwagen dieser als M 4.65 bezeichneten Serie glichen in Form und Aussehen bis auf Kleinigkeiten (vor allem am Fahrgestell Typ 65) exakt der Vorgängerserie.
Von 1963 bis 1965 wurden 75 weitere M/m-Wagen der modifizierten und verbesserten Serie 5.65/5.65 ausgeliefert. Der Scherenstromabnehmer wurde durch einen Einholmstromabnehmer ersetzt; außerdem wurden die Teleskopschiebetüren durch sich nach außen öffnende Außenschwingtüren ersetzt. Erstmals wurde auch serienmäßig eine GEAMATIC-Steuerung eingebaut. Da auf der Linie 8 Dreiwagenzüge, bestehend aus zwei Trieb- und einem Beiwagen, vorgesehen waren, wurden erheblich mehr Trieb- als Beiwagen beschafft.
Ab 1980 neigte sie der Linieneinsatz der M-Triebwagen dem Ende zu. Die letzten Fahrzeuge vom Typ M fuhren am 7. Dezember 1998 im regulären Liniendienst.
TECHNISCHE DATEN Triebwagen vom Typ M4.65
Nummer: 877-974, nach Umbau (1971-74) 2401-2498
Fahrzeugart: Dreiachsige Tw (Lenkdreiachser) als Einrichtungwagen
Anzahl : 98
Baujahr: 1956 bis 1959
Hersteller: Rathgeber, München
Elektrische Ausstattung: AEG, BBC und SSW
Fahrgestell: Rathgeber
Spurweite: 1.435 mm (Normalspur)
Achsfolge: A'1'A'
Länge über Alles: 13.820 mm
Länge Wagenkasten: 13.250 mm
Achsabstände: 2 x 3.100 mm
Breite: 2.250 mm
Höhe: 2.990 mm
Leergewicht: 17.200 kg
Anzahl der Türen: 3 (Doppeltüren)
Leistung: Nr. 2x100 kW (136 PS)
Kapazität: 26 Sitz- und 85 Stehplätze, nach Umbau ab 28 Sitz- und 77 Stehplätze
Stromsystem : 750 Volt DC (=)
Was sind eigentlich Lenkdreiachser:
Lenkdreiachser sind dreiachsige Straßenbahnwagen mit einer besonderen Laufwerkskonstruktion, bei der die Treibachsen durch eine dazwischen liegende Laufachse in den Kurven radial eingestellt werden. Lenkdreiachser wurden im Wesentlichen zwischen den 1930er und 1960er Jahren gebaut und waren bis um die Jahrtausendwende im Einsatz.
Anders als Lenkachsen, die sich in der Kurve selbsttätig radial einstellen, werden die Achsen beim Lenkdreiachser zwangsweise geführt. Das Lenkdreiachs-Fahrgestell besteht aus zwei drehbar im Rahmen gelagerten einachsigen Drehgestellen, zwischen denen eine seitenverschiebliche Laufachse angeordnet ist. Diese hat nur die Funktion, durch eine Kinematik die äußeren Achsen im Gleisbogen radial einzustellen, zudem waren engere Kurven möglich. In München mit seinen engen Kurven (damals zwölf Meter Kurvenradius) war das ausschlaggebend für die Wahl der Lenkdreiachser.
Die Münchner Baureihe M ist mit insgesamt 286 Triebwagen und 246 Beiwagen der meistgebaute Straßenbahn-Dreiachser der Welt. Die Prototypen vom Typ M1 waren weitgehend von dem kriegsbedingt abgebrochenen Berliner Einheitswagen-Projekt abgeleitet.
Armin Schwarz 20.06.2018, 422 Aufrufe, 0 Kommentare
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