Das ist Klimaschutz....
Der zweiteilige (mit Wasserstoff fahrende) Brennstoffzellentriebzug 554 110 / 554 610 (90 80 0554 110-1 D-TLS / 90 80 0554 610-0 D-TLS), ein ALSTOM Coradia ILint 54, vom Fahrzeugmanagement Region Frankfurt RheinMain GmbH (fahma), betrieben durch die Regionalverkehre Start Deutschland GmbH, ist am 21.04.2023 beim Hauptbahnhof Frankfurt am Main abgestellt, aus einem fahrenden Zug heraus (durch die Scheibe) fotografiert.
Der ILint 54 wurde 2022 von ALSTOM Transport Deutschland GmbH (vormals LHB) in Salzgitter-Watenstedt unter der Fabriknummer D041461-010 gebaut.
Die Regionalverkehre Start Deutschland GmbH betreibt seit Dezember 2022 RMV-Taunusnetz. Das Besondere an diesem Netz (RB 11, RB 12, RB 15 und RB 16) ist, hier kommt ab der Inbetriebnahme sukzessive die größte Wasserstoffzugflotte der Welt auf die Schiene. Letztendlich werden im gesamten Netz 27 wasserstoffbetriebene Fahrzeuge vom Typ Coradia iLint des Herstellers Alstom zum Einsatz kommen. Die fahma hat die Züge 2019 bestellt und stellt diese dem Betreiberunternehmen zu Verfügung. Die neuen zweiteiligen Triebzüge lösen die dort fahrenden Züge des Typs Lint 41/H der fahma ab, die auf einer anderen Strecke weiter eingesetzt werden. Ausgemustert wird hingegen der Zugtyp VT/2E der HLB bzw. des Verkehrsverbands Hochtaunus.
Die fahma hat neben der Beschaffung der Züge auch die sichere Versorgung mit Wasserstoff, die Instandhaltung und das Vorhalten von Reservekapazitäten für die kommenden 25 Jahre beauftragt. Die Versorgung mit Wasserstoff bietet Alstom in Kooperation mit der Infraserv GmbH & Co. Höchst KG an. Dabei befindet sich die Tankstelle auf dem Gelände des Industrieparks Frankfurt-Höchst.
Der Coradia iLint ist weltweit der erste Personenzug, der mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle betrieben wird, die elektrische Energie für den Antrieb erzeugt. In der Traktionsbatterie werden der vorübergehend überschüssig erzeugte Strom sowie die bei Bremsvorgängen zurückgewonnene Energie zwischengespeichert. Die umfangreich und komfortabel ausgestatteten Triebfahrzeuge sind so leise wie ein Elektro-Triebfahrzeug und emissionsfrei, weil sie lediglich Wasserdampf und Wärme an die Umwelt abgeben.
Die Wasserstofftriebzüge:
Ein Triebwagen besteht aus zwei Wagenteilen, die jeweils auf zwei Drehgestellen (je ein Trieb- und ein Laufdrehgestell) ruhen.
Die Energieerzeugung geschieht durch eine teilautonome Wasserstoff-Brennstoffzellenanlage zur Erzeugung elektrischer Energie. Die Antriebsleistung erfolgt durch 2 Drehstrom-Asynchronmotoren mit einer Leistung je 380 KW. In der Traktionsbatterieanlage (Lithium-Ionen-Batterien) werden der vorübergehend überschüssig erzeugte Strom, sowie die bei Bremsvorgängen zurückgewonnene Energie zwischengespeichert. Die maximale (volle) Treibstofftankkapazität beträgt 2 x 125 Kg Wasserstoff bei 350 bar und 15° C, hört sich wenig an, aber Wasserstoff hat eine sehr hohe Energiedichte. So erbeben die 125 kg H x 33 kWh/kg stolze 4.125 kWh. Für die gleiche Energieleistung wäre z.B. Erdgas 8x schwerer. Zur Veranschaulichung ein beladener Lkw benötigt ca. 50-70 kg Wasserstoff, um 500 bis 600 km weit zu fahren.
Eine Mehrfachtraktion von bis zu 4 Fahrzeugen ist möglich. Für eine Fremdeinspeisung sind beidseitig außen Anschlüsse für 3x400V AC 32A vorhanden. An den Einstigen sind für die Spaltüberbrückung am Bahnsteig Schiebetritte vorhanden. Für Rollstuhlfahrer werden zwei ausklappbar Rampen mitgeführt. Ein Triebwagen hat eine Klimaanlage getrennt für Fahrgastraum und Führerraum, ein Fahrerassistenzsystem, ein Fahrzeugdiagnosesystem, sowie ein automatisches Fahrgastzählsystem. Im Innenraum ist eine Toilette (Universal-WC) mit geschlossenem System eingebaut, zudem sind ein Fahrgast-WLAN, Laptop-Steckdosen an 50 % der Festsitze, ein Fahrgast-Informationssystem (über LCD-Flachbildschirme) und eine Videoüberwachung des ganzen Innenraumes vorhanden.
Die Beförderungskapazität eines Treibwangens:
Ein Treibwagen hat insgesamt 160 Sitzplätze, davon 122 feste Sitze in der 2. Klasse und 16 in der 1. Klasse, zudem 22 Klappsitze. Rechnerisch (4 Pers./m²) sind maximal 144 Stehplätze möglich. Zudem sind 2 Rollstuhl- und 12 Fahrradabstellplätze vorhanden, dadurch reduzieren jedoch (je nach Anzahl) die Klappsitze und Stehplätze. Bei voller Auslastung beträgt das Betriebsgewicht ca. 107 t.
TECHNISCHE DATEN:
Spurweite: 1.435 mm
Achsfolge: B’2’+2’B’
Längsdruckfestigkeit:1.500 kN
Fahrzeuglänge über Kupplung: 54.270 mm
Fahrzeugbreite: 2.730 mm (3.030 mm mit ausgefahrenem Schiebetritt)
Maximale Fahrzeughöhe (über SO): 4.300 mm
Einstieghöhe (über SO): ca. 810 mm
Fußbodenhöhe im Hochflurbereich: 1.190 mm
Anzahl der Türen je Seite: 4 (1 x mit ausklappbarer Rollstuhlrampen)
Lichte Weite x Höhe der Türen: 1.300 x 2.015 mm
Installierte Leistung: 2 x380 kW
Leistungsübertragung: elektrisch
Motoren: 2 Drehstrom-Asynchronmotoren
Höchstgeschwindigkeit: 140 km/h
Maximale Streckenneigung: 40 ‰
Betriebsgewicht: ca. 107 t
Maximale Achslast: 18 t
Treibstofftankkapazität: 2 x 125 Kg Wasserstoff bei 350 bar und 15° C
Bremsen: Wellenscheibenbremsen,ED- und EP-Bremsanlage, indirekte und Mg-Bremse, Feststellbremsen
Kupplung: Mittelpufferkupplung Schaku Typ 10
kleinster befahrbarer Gleisbogen: R 150 m (Normal) / R 100 m (Werkstatt)
Der Coradia iLint ist weltweit der erste Personenzug, der mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle betrieben wird, die elektrische Energie für den Antrieb erzeugt. Dieser emissionsfreie Zug ist geräuscharm und gibt lediglich Wasserdampf und Kondenswasser ab. Der iLint zeichnet sich durch die Kombination verschiedener innovativer Konzepte aus: saubere Energieumwandlung, flexible Energiespeicherung in Batterien sowie smartes Management von Antriebskraft und verfügbarer Energie. Gezielt entwickelt für den Einsatz auf nichtelektrifizierten Strecken, ermöglicht er einen sauberen, nachhaltigen Zugbetrieb unter Beibehaltung einer hohen Leistung.
Armin Schwarz 09.05.2023, 52 Aufrufe, 1 Kommentar
EXIF: Canon Canon EOS 6D, Datum 2023:04:21 18:46:32, Belichtungsdauer: 1/640, Blende: 11/1, ISO1250, Brennweite: 40/1
Hallo Armin,
leider wurde bei diesen Zügen die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Momentan sieht es so aus, als wäre der Pendlerverkehr auf den betreffenden Linien auf mindestens 50% reduziert, im Hintertaunus ist er wohl fast komplett zum Erliegen gekommen. Sprich es hat sich zur kompletten Klimakatastrophe entwickelt. Irgendwie müssen die Pendler ja zur Arbeit kommen. Jetzt ist die Verkehrsbelastung zum Beispiel auf dem Saalburgpass immens gestiegen, und der lokale Verkehr ist ja kaum noch möglich. Dazu noch die ganzen Taxi-Mama-Fahrten in der Region, weil die Züge nur noch selten fahren.
Gruss, Olli
98 1200x826 Px, 03.03.2022