Zweiachsiger Behältertragwagen 43 68 4433 192-2 D-AAEC, der Gattung Lgnss 1 der ehemaligen AAE Ahaus-Alstätter Eisenbahn Cargo AG mit Sitz in Baar (2015 zur VTG AG, Hamburg) vermietet an die Schweizerische Post AG, beladen mit zwei Wechselbrücke (WB) am 20 Februar 2017 abgestellt im Bahnhof Landquart.
Die Schweizerische Post AG (ex PTT) betreibt für den schweizweiten Brief- und Paketversand, aber auch Stückgutlogistik von palettisierte Handelswaren, Rohstoffen oder Gefahrgut andere Kunden, einen Kombiverkehr von Tür zu Tür. Die Post verlädt die Waren von der Straße auf die Schiene und liefert sie an die gewünschte Adresse in Post eigenen oder Kunden Wechselbehälter oder Containern. Für die Wechselbehälter oder Container gibt es Umschlagsterminals der Post in Daillens, Härkingen, Frauenfeld, Landquart oder Cadenazzo.
Um den schweizweiten Brief- und Paketversand schneller und letztlich auch wirtschaftlicher zu gestalten, investierte die Schweizer Post massiv in den Aufbau einer Logistik, die den Wechselbehälter als tragendes Element vorsieht. Um auch die Eisenbahn in dieses System einzubeziehen und nicht, wie in vielen anderen Ländern geschehen, nahezu ausschließlich auf die Straße als Verkehrsträger zu setzen, musste ein geeigneter Tragwagen gefunden werden.
Die Rollmaterialknappheit im Kombinierten Verkehr ist jedoch so alt wie der KV selbst. Zudem hatte es Ende der 1990er Jahre kaum für das Anforderungsprofil geeignete Waggons. Immerhin sollten je Waggon zwei Behälter (WB) transportiert werden können. Vierachsige Waggons waren hierzu eindeutig
überdimensioniert und wären durch viel ungenutzte Ladelänge sowie großer »Totlast« unwirtschaftlich gewesen. Die meisten Vierachser sind ausgelegt für 60' Ladelänge und somit gut geeignet für ISO-Container, nicht jedoch für die Wechselbrücken, deren Längenmaße zwischen 23,5' (7,15m) und knapp 26' (7,82m) liegen.
Zweiachsige Waggons wurden jedoch wseit den 1980er Jahren europaweit kaum noch neu gebaut, da sie für den Containertransport aufgrund der maximalen Achslast nur begrenzt nutzbar sind. Zudem sorgten auch unerfreuliche Vorfälle von Entgleisungen im Rangierbetrieb solcher Waggons mit langem Achsstand für eine Abkehr vom Zweiachser. Während die UIC maximal 9 m vorsieht, lassen sich Ladelängen für Wechselbehälter oft nur mit 10 m Achsstand realisieren. Damit war klar, dass für den geplanten Einsatz nur eine Neukonstruktion in Frage kam.
So beauftragte die Schweizer Post die Ahaus-Alstätter-Eisenbahn (AAE) in Baar, damals einer der größten Waggonvermieter Europas (gehört seit 2015 zur VTG AG) mit Konstruktion und Lieferung eines geeigneten Waggons, der dann langfristig von der Post angemietet werden sollte. Die AAE ließ daraufhin bei MSV Studenka (Tschechische Republik) einen zweiachsigen Behältertragwagen bauen, der mit einem Radstand von 10 m eine Ladelänge von 15 m aufweist und somit geeignet für das geforderte Beladungsszenario von zwei 7,45m Wechselbehältern (C745) ist.
Der Wagenrahmen besteht aus einer geschweißten Stahlkonstruktion mit außenliegenden fischbauchartigen Längsträgern in Doppel-T-Profil. Weiterer wichtiger Aspekt war, die Konstruktion nicht nur lauf-, sondern auch bremstechnisch für ss-Verkehre (HG 120 Km/h) auszulegen. Lauftechnisch wird dieses erreicht durch Einsatz von zwei längseingebauten Wende- sowie vier Querdämpfern zwischen Radsatzlagern und Wagenrahmen. Bremsseitig verfügt der Waggon über eine selbsttätig lastabhängig wirkende Druckluftbremse. Die Bremskraft wird dabei über jeweils zwei Aluminiumkeramik-Bremsscheiben pro Achse übertragen. Die Anbringung der Bremszangen an zwei massiven, querliegenden Rohrkonstruktionen verleiht dem »Postwagen«, zusammen mit Dämpfern und Fischbauchträgern, sein charakteristisches Aussehen.
Die Ladeflächenhöhe liegt durchgehend bei 1.070 mm über SO und unterschreitet somit die gemäß UIC-Merkblatt 571-4 (Einheitsgüterwagen – Güterwagen des kombinierten Verkehrs) vorgesehene Normalhöhe um 100 mm. Bei einem Eigengewicht von 14 t weist der »Postwagen« eine für den Einsatzzweck in der Brief- und Paketlogistik geeignete Lastgrenze von 26 t (ss-Verkehre) resp. 31t (s) auf. Das Maximalgewicht des Wagens liegt somit bei 45 t, im Betrieb werden 31,6 t als Normgewicht angesetzt (die Ladeinheiten werden im Post-Betrieb nicht verwogen!).
Trotz zusätzlich an den Wagenenden eingebauter Schwingungsdämpfer, die Schwingungen der Waggonstruktur bei teilbeladenen Waggons verhindern sollen, verkehren die »Postwagen« entweder leer oder immer mit zwei Behältern beladen, selbst wenn einer davon leer mitgeführt wird.
Inklusive drei Prototypen wurden 1999 in gesamt 253 Wagen gebaut und bei der AAE in Dienst gestellt. Alle Einheiten sind in RAL 7044 seidengrau lackiert. Als zweiachsiger Tragwagen trägt der »Postwagen« die Bauartbezeichnung Lgnss und ist gemäß UIC 438-2 (Kennzeichnungen der Güterwagen) eingereiht als (43 68) 4433 000 – 252. Die Kennzeichnung 43 verweist dabei auf die nicht vorhandene RIV-Kompatibilität, da der Wagen nur innerhalb der Schweiz eingesetzt wird, aber eingestellt sin sie in Deutschland.
TECHNISCHE DATEN:
Gattung: Lgnss 1
Spurweite: 1.435 mm (Normalspur)
Anzahl der Achsen: 2
Länge über Puffer : 17.300 mm
Achsabstand: 10.000 mm
Ladelänge : 15.000 mm (zwei Wechselbehälter [C745] 7,45 m lang)
Ladehöhe über SOK: 1.070 mm
Max. Zuladung bei Lastgrenze S: 31,0 t (ab Streckenklasse D)
Max. Zuladung bei Lastgrenze SS: 26,0 t (ab Streckenklasse C)
Max. Geschwindigkeit: 100 km/h (Lastgrenze S) / 120 km/h (bei Lastgrenze SS oder leer)
Eigengewicht: 13.600 kg
Bremse: DK-GP-A (D)
Handbremse: Ja
Verwendungsfähigkeit: Nur Schweiz
Quelle: kombimodell.waggonfabrik.eu, Schweizerische Post AG und eigene Sichtung der Anschriften
Armin Schwarz 24.11.2023, 70 Aufrufe, 0 Kommentare
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